Das 4. Sinfoniekonzert der Niederbayerischen Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Ektoras Tartanis ist mit „Tradition und Moderne“ überschrieben, wohl als Anspielung auf den Gegensatz von Alt und Neu. Und die Rollen scheinen eindeutig verteilt – das Programm bietet Brahms und Ingensand. Ob es wirklich so simpel ist, möge der Konzertbesucher selbst beurteilen.
Zum Auftakt sind brandneue Arrangements zweier Brahmsscher Klavierstücke (op. 118) zu hören, aus der Hand Ingensands als Preludes op. 118 Nr. 2 und Nr. 3. Den zweiten Programmpunkt, sein Konzert für Violine und Kammerorchester op. 5 habe er, so Ingo Ingensand, „aus Zuneigung“ zum Instrument geschrieben. 2016 war Albena Danailova, Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker, die Solistin bei der Uraufführung dieses Violinkonzertes und sie wird auch die Solistin bei der deutschen Erstaufführung in Passau sein. Den Abschluss des Konzerts macht wieder ein Brahms, dessen Werke das zeitgenössische Violinkonzert umrahmen. Nur so viel sei verraten: Seine 3. Symphonie in F-Dur op. 90 weist in die Zukunft, ohne mit der Tradition zu brechen.
Der gebürtige Hannoveraner Ingensand hat u. a. Komposition bei Boris Blacher sowie Dirigieren bei Herbert v. Karajan und Zubin Mehta studiert. Bevor er im Jahr 2000 zwei Jahre künstlerischer Leiter des Bruckner Orchesters Linz wurde, wirkte er an den Opernhäusern in Heidelberg, Basel, Triest, Essen, Berlin, Köln. Der Lehrer für Dirigieren, Komposition und Musiktheorie an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz hat sich auch als Komponist einen Namen gemacht. Seit 2017 arbeitet Ingensand freischaffend als Komponist und Dirigent.
Die aus dem bulgarischen Sofia stammende Albena Danailova studierte Violine an der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie in Hamburg bei Petru Munteanu. Im Bayerischen Staatsorchester hatte sie die Position der ersten Konzertmeisterin inne, danach beim London Philharmonic Orchestra und seit September 2008 im Orchester der Wiener Staatsoper. Danailova hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und erreichte das Halbfinale des renommierten Moskauer Tschaikowski-Wettbewerbs. Als Kammermusikerin und Solistin tritt sie regelmäßig in Bulgarien, Deutschland, Japan, Israel und den USA auf, unter anderem mit den Wiener Philharmonikern, dem NHK Symphony Orchestra in Tokio, mit Dirigenten wie Seiji Ozawa, Georges Prêtre, Andris Nelsons und Jesús López Cobos. Seit 2020 ist sie Professorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Sie spielt eine Stradivarius Ex-Haemmerle aus der Sammlung der Österreichischen Nationalbank.
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